Vor dem Van in der Sonne sitzen, einen Moment durchatmen und einen würzigen Mokka schlürfen: Für viele Camper ist der tägliche Kaffee nicht nur ein Wachmacher, sondern ein echtes Genussritual, auf das sie nicht verzichten wollen. Müssen sie auch nicht, denn im California lässt sich durchaus exzellenter Kaffee zubereiten.
Wir haben die wichtigsten Regeln für einen guten Vanlife-Coffee aufgeschrieben!
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Kaffee ist alles andere als eine schlichte Freude, im Gegenteil. Er ist ein Wunder an Komplexität:
Sein Geschmack setzt sich aus über 800 verschiedenen Aromen zusammen! Doch wie alle komplexen Dinge ist auch Kaffee sehr empfindlich. Wird er unsachgemäß gehandhabt, nimmt er schnell Schaden, und zwar nicht erst bei der Zubereitung. Schon die falsche Lagerung kann euch den Kaffeegenuss gründlich vermiesen.
Es sind Luft und Licht, die aus gutem Kaffee noch vor dem Aufbrühen Plörre machen. Sie treiben die Oxidation an und führen zum Verlust ebenso feiner wie flüchtiger Aromen. Der fertige Kaffee schmeckt dann flach und ausdruckslos und im schlimmsten Fall ranzig. Eine gute Lagerung beginnt daher mit dem Kauf einer guten Aromabox.
Legt den Kaffee mit der Verpackung in die Box und tut ihn an ein schattiges Plätzchen, ideal sind Temperaturen zwischen 16 und 22 °C. Der Kühlschrank ist, entgegen populärer Annahme, kein guter Ort für ein Kaffeekontor. Dort bildet sich Kondenswasser, und das ist selbst für die stärkste Robusta-Bohne zu viel.
Die einzige Feuchtigkeit, mit der Kaffee in Kontakt kommen sollte, ist das heiße Wasser bei der Zubereitung.
Wo im California also Kaffee lagern?
Gut geeignet sind besonders die Schränke der Küchenzeile, vor allem der unter dem Kochfeld. Wenn ihr einen T6.1 oder New California fahrt und er nicht in der prallen Sonne steht, könnt ihr auch die Schublade unter der Sitzbank benutzen.
Leidenschaftliche Kaffee-Liebhaber besorgen sich für ihre Schätze eine elektrische Thermobox, in der sie die Temperatur passend einstellen. Unser Kooperationspartner Dometic hat verschiedene Modelle im Angebot!
Bei schonender Lagerung bleiben die Aromen etwa sechs bis zwölf Wochen erhalten. Aber Achtung! Ist der Kaffee erst einmal gemahlen, verfliegt der feine Geschmack innerhalb von Minuten. Denn die Pulverpartikel bieten der Luft mehr Angriffsfläche. Kaffeegenießer nehmen deshalb immer ganze Bohnen mit auf Reisen und mahlen ihren Kaffee frisch vor der Zubereitung.
Setzt beim Mahlen auf traditionelle Handarbeit! Dafür müsst ihr nicht Opas alte Kurbelmühle reaktivieren. Inzwischen gibt es zahlreiche moderne Modelle, einige wurden extra für den Outdoor-Einsatz entwickelt. Im Gegensatz zu den elektrischen Versionen, die Kaffeefreunde zu Hause stehen haben, wiegen sie wenig, sind einfach zu verstauen und auch deutlich leiser!
Sobald die Bohnen gemahlen sind, geht’s presto ans Zubereiten!
Wie wäre es mit einem klassischen Filterkaffee? Jahrelang als biederer Muckefuck verschmäht, hat er wieder reichlich Freunde gewonnen. Verdient! Denn wie keine andere Zubereitungsart kann er die feinsten Aromen herausfiltern. Mahlt die Bohnen auf mittlerem Grad, füllt den Filter und befeuchtet ihn etwas, damit der Kaffee „aufblüht“. Nach 30 Sekunden gießt ihr den Rest des Wassers mit kreisenden Bewegungen von innen nach außen auf das Pulver.
Lasst euch Zeit, das hat etwas Meditatives!
Weniger Zeremonie ist die Zubereitung “à la française”. Für die French Press mahlt ihr die Bohnen etwas gröber als für den Filter, füllt das Pulver in die Kanne und gießt das heiße Wasser hinterher. Dann rührt ihr ein paarmal um, damit das Pulver vollständig durchtränkt ist und lasst alles etwa vier Minuten ziehen. Schließlich drückt ihr den Stempel der French Press langsam nach unten und trennt das Kaffeepulver vom Wasser.
| Voilà!
Sehr beliebt in Szenevierteln und neuerdings auch auf Campingplätzen ist die Aeropress. Sie ist leicht, robust und einfach zu reinigen. Zuerst wird der Filter in den Halter eingelegt, etwas mit warmem Wasser gespült und auf die Aeropress geschraubt. Dann schüttet ihr den fein gemahlenen Kaffee in die Kammer, gießt das Wasser dazu und rührt um. Nach ein bis zwei Minuten drückt ihr den Kolben runter und der Kaffee fließt in den Kaffeebecher! Ob ihr noch Sojamilch dazu gebt, bleibt euch überlassen.
Weniger hipp, aber nicht minder populär ist der türkische Kaffee. Das fein gemahlene Pulver wird entweder direkt im Wasser aufgekocht oder mit kochendem Wasser in der Tasse übergossen. Manche rümpfen die Nase über diese scheinbar wenig elaborierte Methode. Aber immerhin: die Zubereitung des türkischen Kaffees ist seit 2013 immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe! Außerdem könnt ihr euren Mokka mit Kardamom, Zimt und Nelken verfeinern.
Und was tun Freunde eines italienischen Espresso – einen Kaffee-Vollautomaten mitnehmen?
Keine gute Idee. Manche dieser Apparate wiegen über zehn Kilo, und das hat durchaus Einfluss auf den Treibstoffverbrauch. Zudem sind Campingplätze häufig nur mit 4, 6 oder maximal 10 Ampere gesichert. Ein Kaffee-Vollautomaten macht euch bei den Platznachbarn keine Freunde. Sogar kleinere Filtermaschinen bringen Campingplatz-Sicherungen schon mal zum Ausrasten. Und auch auf Kapselmaschinen solltet ihr verzichten, nicht nur weil sie viel Müll produzieren.
Wer morgens einen kräftigen Schluck braucht, der nah an einen Espresso aus der Siebträger-Maschine herankommt, ist mit einer “Caffettiera” besser bedient. Die leichte Espressokanne ist ein bewährtes Instrument, um Camper mit starkem und aromatischem Kaffee zu versorgen. Mahlt die Bohnen auf mittlerer Stufe und drückt das Pulver nicht zu fest in den Filter, sonst kann das Wasser nur schwer durchfließen. Ebenfalls bedenken: Nicht alle Kannen-Modelle funktionieren auf Induktionsplatten!
Wer unterwegs auch mal einen “richtigen” Espresso aus der Siebträgermaschine genießen möchte, dem empfehlen wir die App European Coffeetrip. Dort findet ihr Bars und Cafés, in denen ihr leckeren Espresso bekommt.